(12.01.2016) Eschweiler/Stolberg. In die Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Appellplatz der Donnerbergkaserne sind am späten Sonntagabend die ersten Flüchtlinge eingezogen. „Es handelt sich überwiegend um Flüchtlinge, die im Familienverbund angereist sind. Unter ihnen waren jedoch auch sieben unbegleitete Minderjährige, die ab heute durch das Jugendamt der Stadt Eschweiler in einer anderen Einrichtung in Eschweiler untergebracht werden“, sagt Paul Schäfermeier, Leiter des Sozialamtes der Stadt Stolberg
Laut Schäfermeier seien insgesamt 147 Flüchtlinge angekommen, jedoch nur 133 auch geblieben. „Die Menschen sind ja frei und dürfen gehen“, sagt Schäfermeier. 90 Prozent der Angereisten seien Afghanen und auch einige Syrer und Iraker seien unter den Flüchtlingen. Neben den unbegleiteten Minderjährigen seien zudem viele Kinder, davon auch zehn unter sieben Jahre, und 15 Menschen, die gar nicht in der Region bleiben möchten, sondern nach Schweden oder in andere deutsche Städte wollten unter den Flüchtlingen. Das berichtet Gisela Bosle, sie leitet die Abteilung für Soziale Dienste/Flüchtlingshilfe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und war bei der Ankunft selbst mit vor Ort.
Busse aus Düsseldorf
Die Flüchtlinge reisten in zwei Doppeldeckerbussen gegen 23 Uhr am Sonntagabend an. Die Busse kamen aus Düsseldorf. Bis in die Landeshauptstadt seien die Flüchtlinge vermutlich mit dem Zug gekommen. Bosle berichtet, dass sie in Düsseldorf zunächst mit Getränken und Mahlzeiten versorgt und dann nach Stolberg gebracht wurden.
Die Nachricht, dass Flüchtlinge kommen würden, erreichte Paul Schäfermeier allerdings sehr kurzfristig. Am Freitagmorgen habe er noch eine Mail von der Bezirksregierung erhalten, dass Flüchtlinge erst im Laufe dieser Woche ankämen. Einige Stunden später erhielt er eine weitere Mail, dass doch bereits am Sonntag die ersten Menschen eintreffen würden. Binnen weniger Stunden musste alles vorbereitet und Mitarbeiter informiert werden. „Das war nicht sehr einfach“, sagt Schäfermeier. Und auch die ursprüngliche Ankunftszeit sowie die Anzahl der Flüchtlinge variierte ständig. Angekündigt waren sie von der Bezirksregierung Köln zunächst für zehn Uhr am Morgen. Die Anreise verzögerte sich jedoch. „Gegen 20.30 Uhr wussten wir aber, dass Flüchtlinge ankommen werden“, sagt Bosle.
Laut DRK seien außerdem zunächst 250 Flüchtlinge angekündigt worden, letztlich kamen dann jedoch nur 147, von denen 14 die Kaserne ja dann auch gleich wieder verließen. „Sie wurden empfangen, verpflegt und intern registriert und dann auf die jeweiligen Quartiere verteilt“, sagt Hartmut Hermanns vom DRK. Und Schäfermeier ergänzt: „Die Anreise und Erfassung der Flüchtlinge geschah ohne besondere Vorkommnisse.“ Die Unterkunft war schließlich schon länger voll ausgestattet, für Brötchen mit Aufschnitt wurde kurzfristig gesorgt. Babynahrung und Getränke waren vorhanden, ebenso Pflegeprodukte, die die Firma Dalli zuvor gespendet hatte.
Bundeswehr und Polizei waren im Vorfeld verständigt worden, letztere war beim Eintreffen der Busse vor Ort und fährt ab nun regelmäßig Streife rund um die Donnerbergkaserne.
Die beiden Kommunen Stolberg und Eschweiler forderten aufgrund der vielen angereisten Familien mit Kindern zudem spontan die eingelagerten Kinderbetten über ihre Feuerwehren an, die noch während der Erfassung der Flüchtlinge angeliefert und aufgestellt wurden. Gegen zwei Uhr in der Nacht war die Aktion beendet.
Erstuntersuchung und Röntgen
Am Mittwoch folgen für die zugewiesenen Flüchtlinge dann die medizinischen Erstuntersuchungen, sagt Bosle. Danach werden sie offiziell von der Bundespolizei registriert und erst dann können sie den jeweiligen Kommunen zugewiesen werden, um dort Asyl zu beantragen. Denn in der Unterkunft an der Donnerbergkaserne werden sie vermutlich nur zwei bis vier Wochen bleiben, sagt Bosle.
Ob in den nächsten Tagen noch weitere Flüchtlinge ankommen werden, sei bislang unklar, sagt Schäfermeier. Eine entsprechende Information habe es bislang nicht gegeben.
Platz wäre noch vorhanden. In der Donnerbergkaserne können rund 500 Flüchtlinge vorübergehend untergebracht werden. Komplett eingerichtet wurde die Unterkunft bereits Ende vergangenen Jahres. Seither wartete die Stadt Stolberg auf eine Nachricht der Bezirksregierung.
Den 133 Flüchtlingen stehen nun 30 Euro je Erwachsener und 15 Euro je Kind an Taschengeld zu.
Hilfsbereitschaft reißt nicht ab
Die großzügige Spendenbereitschaft der Menschen für die Flüchtlinge reißt nicht ab. Daher lasse sich laut Gisela Bosle, DRK, gar nicht genau sagen, was zurzeit noch fehle. Wer dennoch beispielsweise mit Kleidung, Kinderspielzeug oder Hygieneartikeln aushelfen möchte, kann sich bei der Einsatzzentrale des DRK in Würselen unter ☏ 02405/6039300 melden.
Quelle: Stolberger / Eschweiler Zeitung und Nachrichten vom 12.02.2016