13. Juni 2014 - 30 Mützenicher müssen ihr Blut spenden
Denn wenn sie es nicht tun, wird das Plasma-Team aus Breitscheid nicht mehr kommen. Blutspenden...
(13.06.2014) Nordeifel. Die großen Ferien stehen vor der Tür. Und mit ihnen seit Jahren die große Sorge: Werden die Vorräte an Blutkonserven reichen? Denn: In den transfusionsmedizinischen Stützpunkten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) werden in der Hauptreisezeit besonders viele Unfälle erwartet – und damit auch eine größere Nachfrage an Blutkonserven.
Schlechte Nachrichten gibt es außerdem aus dem Breitscheider Zentrum für Transfusionsmedizin: Das DRK denkt über die Einstellung sämtlicher in der Rurstadt und Simmerath anberaumten Blutspendenaktionen nach, wenn nicht ein Mindestkontingent freiwilliger Blutspender erscheint. Die drohende Stornierung bedeutet für die mit hohem zeitlichen, personellen und materiellen Aufwand operierenden Nordeifeler DRK–Ortsgruppen einen schmerzlichen substanziellen Verlust.
Aufruf an alle Mützenicher
Denn wer im Heimatort am gewohnten Spendenlokal vor eine verschlossene Tür läuft, und so am Aderlass samt Gesundheitscheck gehindert ist, wird nicht „automatisch“ Tage später in einem Nachbarort Blut spenden gehen.
Mit einem von Bedenken geprägten Aufruf wandte sich deshalb Mützenichs Ortsvorsteherin Jacqueline Huppertz vor wenigen Tagen an ihre Mitbürger. Sie erhielt aus dem DRK–Institut Breitscheid die negative Botschaft, dass, wenn zum nächsten Spendentermin in der Venndorf–Schule nicht mindestens 30 Mützenicher zum Aderlass erscheinen, der Ort künftig links liegen gelassen werde. Außer Mützenich stünden auch andere Orte im Monschauer Land auf der „Streichliste“. Jacqueline Huppertz schrieb deshalb einen Brief an ihre Mitbürger, in dem sie aufruft, am kommenden Sonntag nicht nur zur Stichwahl für das Amt des Städteregionsrates zu gehen, sondern auch zur Blutspende nach Mützenich zu kommen.
War vor Jahresfrist die bundesweit dramatische Knappheit an Blutkonserven ein zunehmend bedrohlicher Versorgungsengpass, so deutet sich seit Kurzem eine leichte Entspannung an. Heinz Kapschak, stellvertretender Leiter des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit beim DRK–Blutspendendienst West sagt, dass Ärzte inzwischen kreative und recht unterschiedliche Methoden entwickelt hätten, bei Operationen oder in der Therapie merklich Plasma zu sparen.
Mindestens zwei Dosen täglich
„Das macht sich mengenmäßig durchaus erleichternd bemerkbar“, sagt Kapschak. Eine Tendenz, die Dr. Guido Schneider bestätigt. Der Leiter des Blutspende-Depots und Transfusionsressorts an der Simmerather Eifelklinik St. Brigida schränkt für sein Haus ein: „Entgegen dem bundesweiten Trend benötigt das Simmerather Krankenhaus sogar noch deutlich mehr rote Blutkörperchen als früher. Wir verbrauchen täglich zwei komplette Dosen. Sie werden vom Institut Breitscheid geliefert.“ Den steigenden Bedarf führt Fachmediziner Schneider „auf stetig mehr bei uns durchgeführte Operationen“ zurück. Wirtschaftlich für die Klinik gewiss eine willkommene Entwicklung, doch die Problematik kaum ausreichender Plasmalieferungen entschärft sich trotz ökonomischer Prosperität der Hospitalverwaltung keineswegs.
Das wird auch im Gespräch mit Lucie Kell deutlich. Die DRK–Blutspendenkoordinatorin des Monschauer Ortsvereins mahnt: „Wir suchen händeringend Erstspender! Früher begrüßten wir pro Jahr konstant jedes Mal über 100 von ihnen. 2013 konnten wir dagegen nur 13 rekrutieren, viel zu wenig!“
Kell ist seit 1958 für das fünf Jahre zuvor im Monschauer Land etablierte DRK aktiv und seit 1998 Nordeifeler Spendenbeauftragte. Schon seit zwei Jahren sucht sie vergeblich nach einem Nachfolger für ihr Amt.
Doppelte Wahl
Kell bedauert die sich anbahnende Entwicklung: „Wenn viele Termine reduziert werden, schwächt das unsere Arbeit gewiss. Es geht viel Substanz verloren. Darum heißt das Gebot der Stunde: Unbedingt Erstspender gewinnen!
Waren laut der Koordinatorin vor nicht allzu langer Zeit „In Monschau und Simmerath jährlich 2600 aktive Spenden die Regel, sank deren Quote 2013 unter die 2000-Marke. Bei vier Terminen pro Nordeifelort komme man auf ein jährliches Konservenaufkommen von 40 Halblitersammlungen. Die Rotkreuz–Sprecherin weist in diesem Zusammenhang darauf hin, „dass nach oben keine Altersbegrenzung für Spender gilt, wenn der Arzt keine Bedenken hat“.
Nun schauen die Eicherscheiderin Lucie Kell und ihre Mitstreiterin, Ortsvorsteherin Huppertz, gespannt auf den Sonntag. Die Mützenicher Bürger haben gleich doppelt die Wahl.
Quelle: Eifeler Zeitung/Eifeler Nachrichten vom 13.06.2014